Verborgene Schätze

Der Böcknhans war einmal Schatzgraben gegangen und hatte auch tatsächlich einen gefunden. Mit gebeugtem Rücken trug er ihn auf einer Kraxe heim. Immer wieder stolperte er aber über die Steine, die am Wege lagen und wenn sie auch noch so klein waren. Auch die Äste der Fichten hingen so tief über den Weg herein, dass er ständig mit seiner Kraxe daran hängen blieb. Schließlich stürzte er mit der schweren Last und brach sich den Fuß. Kaum aber hatte die Schatzkiste den Boden berührt, hörte er lautes Kichern und Lachen. Die Bergmännlein tauchten auf, bemächtigten sich der Truhe und schleppten sie in eine Höhle neben dem Weg. "Nicht du kriegst den Schatz", riefen die Männlein, "sondern ein ganz armer, braver Hirtenbub!"

Von St. Veit her hörte er den ersten Hahnenschrei. Es kam ihm vor, als erwachte er aus tiefem Schlaf. Er befühlte sein Bein, es war nicht gebrochen, doch der Bergstock lag geknickt neben ihm. Der Schatz aber war verschwunden.

Der Schlosser-Seppele hatte am Moritzenbüchl ein Mahd. Er und seine Frau arbeiteten dort in der Hitze der Sonne während die drei Kinder im Schatten der nahen Waldbäume spielten. Dort entdeckten sie eiligst herumkrabbelnde, glänzende Käferchen. Das Mädchen nahm einige der winzigen Käfer in die Schürze, um sie der Mutter zu zeigen. Als die Mutter in die Schürze blickte, fand sie pure Goldstücke. "Ja", rief die Mutter, "Kinder suchet nur viele solcher Käfer, dann werden wir reich!" Als die Kinder auf die Suche gingen, fanden sie keinen einzigen Käfer mehr; ja, sogar die wenigen Goldstücke, mit denen die Kinder gespielt hatten, und die sie zur Erde hatten fallen lassen, verwandelten sich wieder in Käfer und verkrochen sich rasch in der Erde.

Nur einmal hatte ein altes Weiblein Glück mit ihrem Funde. Sie fand auf dem Heimweg von St. Georgen eine Menge schwarzer Kohlen, die sie sammelte, um daheim mit dem Holz zu sparen - damals wurde in mehreren Stollen des Kochentales tatsächlich Kohle geschürft. Als sie daheim die Schürze leeren wollte, wurden die Kohlen so schwer, dass sie zu Boden gezogen wurde. Aus den Kohlen war reines Gold und Silber geworden. Das Weiblein war nun reich und tat dafür viele gute Werke.

Am Zimmerberg sind sieben Sam Gold und sieben Sam Silber vergraben. Der Eingang zum Schatz ist gegenüber des Löwenkopfs in der Klamm.


Quelle: Mei'r Huamat, Marktgemeinde Telfs, 1997
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