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Wie Telfs zu seinem Wappen kam

21.02.2018 12:00

„Von Burgen und Grafen, Siegeln, Wappen und Grenzmarchen“ heißt ein vor kurzem im Eigenverlag erschienenes Buch des bayerischen Heimatforschers Heinrich Spichtinger. Das Werk beschäftigt sich eingehend mit den Grafen von Eschenlohe, deren Stammburg nördlich von Garmisch lag. Die mittelalterliche Adelsfamilie hat aber auch einen starken Bezug zu Telfs: Auf sie geht das Wappen der Marktgemeinde zurück.

Die Grafen von Eschenlohe, die sich auch "von Hertenberg" nannten, waren im Hochmittelalter nicht nur Grund- und Gerichtsherren im Werdenfelser Land, sondern herrschten von Burg Hörtenberg aus auch über die Region Telfs. Ende des 13. Jahrhunderts starben sie aus. Kurz zuvor hatten sie ihre Herrschaftsrechte an Graf Meinhard II. von Görz-Tirol verkauft, der damals gerade dabei war, das Land Tirol zu einer Einheit zusammenzuschmieden.

Eine Erinnerung an das einst mächtige Grafengeschlecht lebt heute noch in Garmisch-Partenkirchen und Telfs weiter: Beiden Orten dient das Wappen der Eschenloher – ein geteilter Schild mit rot-weiß-roten Balken und einem schwarzen Adler – als Gemeindewappen.

Heinrich Spichtinger erzählt in seinem Buch die Geschichte des Emblems und auch eine kuriose Episode, die in der Telfer Gemeindechronik überliefert ist: Als Telfs sich anlässlich der Markterhebung im Jahr 1908 ein Gemeindewappen zulegte, wurde der Schuldirektor und Heimatforscher Josef Schweinester damit beauftragt, ein passendes Motiv zu finden. Er entschied sich für das Wappen der einstigen Grundherren und machte sich in bayerischen Archiven auf die Suche nach einer authentischen Vorlage. Allerdings wurde er in München abgewiesen. Der zuständige Archivbeamte teilte mit, dass die Unterlagen nicht auffindbar seien.

Schweinester wollte sich schon frustriert auf den Heimweg machen, da erhielt er – ausgerechnet im Hofbräuhaus, wo er seinen Ärger mit einer Maß Bier herunterspülen wollte – den entscheidenden Tipp: Er solle seinem Ersuchen im Archiv mit einem unauffällig überreichten Dreimarkstück Nachdruck verleihen. Dies tat der Telfer dann anderntags und erhielt anstandslos alle gewünschten Informationen und sogar ein Foto der ältesten Darstellung des Wappens.

In seinem Bericht kommentiert Autor Spichtinger Schweinesters Archiv-Abenteuer mit den Worten: „Dass der Telfer Heimatforscher nur durch Beamtenbestechung an sein hartnäckig und beharrlich verfolgtes Ziel gelangte, ist nicht gerade ein Ruhmesblatt für die Königlich-Bayerische Beamtenschaft.“ (sd)

Im Bild: Das Siegel mit dem Wappen der Herren von Eschenlohe, das als Vorlage für das Telfer Gemeindewappen diente.
(Illustration aus: „Von Burgen und Grafen, Siegeln, Wappen und Grenzmarchen“)

Bilder unten: Heinrich Spichtigers Buch und ein Porträtfoto des Telfer Heimatforschers Josef Schweinester (1873-1952).