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Volksschauspiele thematisieren heuer die “Verkaufte Heimat“

28.01.2019 15:33

Früher als in anderen Jahren gaben heuer die Tiroler Volksschauspiele Telfs ihr Hauptstück bekannt. Es ist „Verkaufte Heimat – das Gedächtnis der Häuser“, eine Adaptierung des 1989 ausgestrahlten Fernsehzweiteilers von Felix Mitterer. Das Stück wird zwischen abzubrechenden Häusern der Südtiroler Siedlung ab 25. Juli 26 mal aufgeführt.

„Was für ein Zusammentreffen von Bautätigkeit, Jahrtagen und Künstlern! Da sehen sich die Tiroler Volksschauspiele in Telfs natürlich in der Pflicht, die Geschehnisse von damals, auch als Beitrag zur aktuellen Diskussion, theatralisch nachzuzeichnen“, sagte Obmann Markus Völlenklee im Rahmen der Pressekonferenz. Er hatte die Idee für dieses großangelegte Theaterprojekt.

Autor Felix Mitterer skizzierte das Stück, das anlässlich „50 Jahre Option“ entstanden war. „Ein Erzählstrang spielt in Telfs. Aber es kommt natürlich auch zur Sprache, wie es in Südtirol und in Mähren weiterging“, erläuterte Mitterer. Was im ursprünglichen Drehbuch nicht vorkam, geschieht in der heurigen Aufführung: Eine der ausgewanderten Familien zieht in die Siedlung ein. Weil die Neubauten vergleichsweise luxuriös waren (fließend Warm- und Kaltwasser, innenliegende Toiletten und Bäder), wurden die Optanten von den Einheimischen teilweise angefeindet und ihre „neue Heimat“ in einer Mischung aus Verachtung und Neid „Warmwassersiedlung"  genannt.

Klaus Rohrmoser übernimmt die Regie, Karl-Heinz Steck gestaltet das Bühnenbild. Gespielt wird in einer Freilichtaufführung zwischen und teilweise in den entsprechend adaptierten und gesicherten Abbruchhäusern. Eine überdachte Tribüne bietet 400 Zuschauern Platz, ein eigenes Gastrozelt wird errichtet.

Besonderer Dank geht an die Tiroler Wohnbaugesellschaft „Neue Heimat“, die den Abbruch im Rahmen der dritten Baustufe an das Programm anpasst und tatkräftig mithilft. „Was könnte besser sein, als anlässlich des 80-Jahre-Jubiläums unserer Gesellschaft bei diesem Projekt mitzuwirken“, freute sich NHT-Geschäftsführer Hannes Gschwentner.

Weil das Stück sehr aufwändig ist (rund 40 Akteure auf der Bühne, davon ca. zehn Kinder), umfasst der heurige Telfer Theatersommer kein weiteres Stück, aber ein umfangreiches Rahmenprogramm. Ein Schwerpunkt wird dabei auf Südtirol liegen.

Begleitet wird das Programm auch mit einem Kunstprojekt von Franz Wassermann, der sich mit seiner Skulptur „die Vertriebenen“, die in der Siedlung aufgestellt wird, der Flucht und dem Fremdsein im allgemeinen widmet. Er will die Bevölkerung einbinden.

Zur Sprache kam bei der Pressekonferenz auch die weitere Zukunft der Tiroler Volksschauspiele Telfs. Denn Völlenklee hat schon im Herbst seinen Rückzug als Vereinsobmann angekündigt. „Wir wollen das Ganze gemeinsam auf neue Füße stellen. Ein tragfähiges Konzept muss her! Die Marktgemeinde und das Land Tirol sind dazu bereit“, machte Bgm. Christian Härting Härting deutlich. „Programmausrichtung, Organisationsstruktur und künstlerische Leitung werden derzeit in enger Abstimmung zwischen dem Land Tirol und der Marktgemeinde Telfs diskutiert“, verrieten Härting und Kulturlandesrätin Dr. Beate Palfrader.

Finanziert wird der Theatersommer durch die Marktgemeinde Telfs (samt Sachleistungen ca. 250.000 Euro), das Land Tirol (150.000), den Bund (100.000) und private Sponsoren (ca. 100.000 Euro). Der Kartenverkauf bringt ca. 300.000 Euro ein. „Diese beträchtlichen Subventionen muss die Politik auch den BürgerInnen gegenüber vertreten“, stellte Bgm. Härting klar. (wisch)

Im Bild die Pressekonferenz und der Lokalaugenschein am Schauplatz der zukünftigen Theateraufführungen in der Telfer Südtiroler Siedlung. (Fotos: Schatz)