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Schlossbichl-Funde vollständig dokumentiert

26.12.2018 11:54

Kurz vor Weihnachten hat sich die Zahl der archäologischen Objekte im Telfer Fasnacht- und Heimatmuseum im Noaflhaus mit einem Schlag deutlich erhöht: Sämtliche Funde aus dem frühgeschichtlichen rätischen Heiligtum auf dem Schlossbichl bei St. Moritzen wurden jetzt nach dem Abschluss der wissenschaftlichen Katalogisierung und Dokumentation dem Museum übergeben.

Fast 300 Artefakte – also von Menschen gefertigte Objekte – sind bei den Ausgrabungen 2015 und 2017 sowie schon früher durch Metallsucher am Schlossbichl ans Licht gekommen. Die Funde reichen von Lanzenspitzen und Schildbeschlägen über Schmuckstücke bis zu römischen Münzen und Bärenzahn-Amuletten. Meist handelt es sich um Opfergaben, die die „Ur-Telfer“ hier vor rund 2000 Jahren ihren Göttern weihten. Auch ein ummauerter Kultplatz und ein Grab mit Beigaben und verbrannten Knochenresten wurden ausgegraben.

In monatelanger Arbeit hat die Archäologin Mag. Tamara Senfter (Foto) die Funde Stück für Stück begutachtet, fotografiert, eingeordnet und beschrieben. Die Dokumentation ist so angelegt, dass die Beschreibungen direkt ins Karteikartensystem des Museums übernommen werden können. Zudem wurden die aus den verschiedensten Materialien bestehenden Objekte (Eisen, Bronze, Keramik, Glas, Stein, Knochen u. a. m.) fachgerecht verpackt, so dass sie nun problemlos im Museumsdepot gelagert werden können. Die ganze Sammlung wurde vor kurzem in fünf Kisten an Museumsleiterin Mag. Anne Potocnik übergeben. Über die Präsentation der interessantesten Stücke in der Schausammlung wird derzeit nachgedacht.

Die gründliche Katalogisierung der Funde bildet auch eine wichtige Grundlage für die Erforschung und Beurteilung des Telfer Heiligtums, die derzeit noch im Gang ist. Die Kultstätte auf dem Schlossbichl hat für die Fachleute weit mehr als lokale Bedeutung. Sie wird als so interessant betrachtet, dass sie in ein großes Forschungsprojekt der Bayerischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurde, das neue Aufschlüsse über die Eroberung des Alpenraums durch die Römer um Christi Geburt bringen soll. Ein umfassender wissenschaftlicher Aufsatz von Markus Wild M.A., einem der Grabungsleiter am Schlossbichl, soll 2019 erscheinen.


Im Bild: Die Archäologin Mag. Tamara Senfter (Foto rechts) übergab die Schlossbichl-Funde fachgerecht verpackt dem Telfer Museum. Links: Einige der Fundstücke aus dem rund 2000 Jahre alten rätischen Heiligtum bei St. Moritzen im Westen von Telfs.

(Fotos: MG Telfs/Dietrich)