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Gemeinden Telfs und Pfaffenhofen lassen sich KundInnen-Komfort am neuen Bahnhof was kosten

15.10.2021 09:26

Nach zähen und langwierigen Verhandlungen über 3 Jahre zwischen ÖBB, dem Land Tirol, der Standortgemeinde Pfaffenhofen und der Marktgemeinde Telfs ist es nun gelungen, einen zeitgemäßen neuen Bahnhof Telfs-Pfaffenhofen mit entsprechendem Komfort für die Bahn-KundInnen auf Schiene zu bringen. Die beiden Gemeinden und das Land müssen für die gewünschten »Extras« Wartebereich, Toiletten und Nahversorger viel Geld in die Hand nehmen.

Im Zuge der laufenden Verbesserung der Bahninfrastruktur planen die ÖBB – wie berichtet – einen Neubau des Bahnhofes Telfs-Pfaffenhofen. Dieser soll den heutigen Anforderungen an ein attraktives Nah- und Fernverkehrsangebot gerecht werden. Von nicht weniger als einem »freundlichen, zentralen, modernen Eintrittstor für den öffentlichen Verkehr« schreibt die ÖBB in ihrer Bau-Info-Broschüre. Herzstück sei die Barrierefreiheit mit drei überdachten Bahnsteigen, Liftanlagen und einer neuen Personenunterführung. Auch bewerben die ÖBB neueste Informationstechnik und Wegeleitsystem entlang der Bahnsteige, 80 Bike&Ride-Parkplätze sowie eine neue Vorplatzsituation mit Busterminal. Ein Aufnahmegebäude mit beheiztem Wartebereich, Toiletten und Nahversorger – wie bisher vorhanden – fehlten jedoch im Projektüberblick.

Ursprünglich nur Haltestelle geplant

Diese Realität sorgte für Ernüchterung in den Gemeindestuben von Telfs und Pfaffenhofen: „Wir haben zwar am Bahnhof Telfs-Pfaffenhofen die meisten Zu- und Ausstiege im Tiroler Oberland, doch liegen wir noch unter jener Grenze, ab der wir von der ÖBB als »Hauptbahnhof« geführt würden. So gilt Telfs-Pfaffenhofen nur als größere Haltestelle – ohne die genannten Benefits eines großen Bahnhofes“, klärte Bgm. Christian Härting (WFT) am Donnerstag dem Telfer Gemeinderat auf. Inakzeptabel für ihn und seinen Pfaffenhofer Amtskollegen Andreas Schmid: „Der Bahnhof Telfs-Pfaffenhofen ist neuesten Erhebungen zufolge der meistfrequentierte Knotenpunkt des öffentlichen Nahverkehrs im Tiroler Oberland. Es war uns ein großes Anliegen, im Rahmen unserer bewährten Projektpartnerschaft mit den ÖBB und dem Land die Interessen unserer BürgerInnen zu vertreten und durchzusetzen. Es konnte nicht sein, dass die bisherigen Komfort-Merkmale wegfallen. Bahn- und BuskundInnen dürfen sich am Bahnhof ein gewisses Leistungs-Angebot erwarten.“

Verhandlungsmarathon mit klarem Ziel

Also starteten die beiden Gemeindechefs und die beiden Telfer VBgm. Cornelia Hagele und Christoph Walch einen Verhandlungsmarathon mit den Verantwortlichen der ÖBB und des Landes Tirol, der sich über mehr als drei Jahre hinzog. Das Ergebnis der „schwierigen Gespräche, vor allem mit den ÖBB“ (Härting) ist zufriedenstellend, zuallererst im Sinne der PendlerInnen und aller anderen Bahn-KundInnen. Die Hälfte der Gesamt-Baukosten in Höhe von 17,1 Millionen Euro netto übernimmt das Land. Für die Errichtung des Warteraumes, der Toiletten und des Nahversorgungsbereiches fallen zusätzliche Kosten von ca. 300.000,- Euro an. Auch davon finanziert die Hälfte das Land, die anderen 152.575,- Euro netto teilen sich die beiden Gemeinden 50:50. Somit trifft es Telfs und Pfaffenhofen mit je gut 76.000,- Euro für die »Hardware«. „Geld, das sinnvoll für unsere BürgerInnen und Bahn-KundInnen investiert wird. Wir schlucken diesen Brocken, wenn dadurch wieder ein Mindestmaß an Komfort geschaffen wird und die Nahversorgung, die ja wiederum Arbeitsplätze erhält, erhalten bleibt“, wie Bgm. Härting betont. Im Gegenzug werden die Mieteinnahmen durch den Pächter ebenfalls 50:50 zwischen den beiden Nachbargemeinden aufgeteilt.

ÖBB mit Pflege beauftragt

Auch für die Naturalleistungen der laufenden Pflege und Instandhaltung wären die beiden Gemeinden nach Auslegungsleitfaden des Bundesbahngesetzes von den ÖBB in die Pflicht genommen worden. Diese Instandhaltungsmaßnahmen und Leistungen konnten in den Nachverhandlungen an die ÖBB übertragen werden – gegen einen jährlichen Pauschalbetrag von 22.450,- netto. Diese kümmern sich fortan um die Pflege des Vorplatzes, der Unterführung, der WC-Anlage und der Aufzugsanlagen. Auch diese Kosten teilen sich die beiden Nachbargemeinden. Die Grünanlagen-Betreuung und den Winterdienst am Vorplatz wickelt die Gemeinde Pfaffenhofen auf eigene Kosten ab.

Fertigstellung bis 2023

Die Hauptarbeiten für den neuen Bahnhof starten in diesem Herbst. Entsprechende Vorarbeiten wie die Errichtung des Technikgebäudes und technische Vorbereitung für die Fernsteuerung der Weichen und Signale von Innsbruck aus wurden bereits erledigt. Auch werden aktuell umfangreiche Sanierungsarbeiten am Gleiskörper und in den Bahnunterführungen entlang der Strecke zwischen Zirl und Stams durchgeführt. Voraussichtlich Ende 2022 sollen die überdachten Bahnsteige des neuen Bahnhofes mit je 220 m Länge und einer Bahnsteigkantenhöhe von 55 cm, die Unterführung mit Liftanlagen sowie das Mehrzweckgebäude fertiggestellt sein. 2023 folgt die Vorplatzgestaltung mit neuem Busterminal-Anschluss, 2024 werden Restarbeiten erledigt. Im Zuge des Umbaus entstehen weitere 80 Fahrrad-Abstellplätze, 20 weitere für einspurige Kfz.

Fast einstimmiger Beschluss

Zusammen mit der seit Ende 2019 in Betrieb befindlichen Park&Ride-Anlage – betreut und verwaltet von der Marktgemeinde Telfs – wird der neue Bahnhof Telfs-Pfaffenhofen dank des finanziellen Einsatzes der Gemeinden letztendlich wirklich zu einer leistungsfähigen, modernen Drehscheibe für PendlerInnen und Reisende. „Zu einem Umschlagplatz und einer Drehscheibe der umweltschonenden und komfortablen Mobilität in unserer Region ganz im Sinne des Klimaschutzes“, wie es Umweltausschussobfrau VBgm. Cornelia Hagele in ihrem Statement im Kommunalparlament ausdrückte. In weiteren Wortmeldungen wurde angeregt, auch die Autobahnunterführung, die von Telfs zum Bahnhof führt, freundlicher und mit neuer Beleuchtung heller zu gestalten. Eine entsprechende Vereinbarung und die Verankerung im Budget 2023 hat der Telfer Gemeinderat nun im Grundsatz nahezu einstimmig beschlossen. Bei der Abstimmung hoben 19 GemeinderätInnen für den Projektabschluss die Hand. Nur GV Angelika Mader und GR Manfred Lerch (beide ÖVP) enthielten sich der Stimme.

Bilder: Der neue Bahnhof Telfs-Pfaffenhofen in der Visualisierung der ÖBB.

Foto: ÖBB