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Budgetfreigabe für Bücherei und Bürgerservice

13.10.2019 18:46

Mit der neuen Bücherei am Wallnöferplatz und dem neuen Bürgerservice in der Obermarktstraße 1 plant die Marktgemeinde Telfs derzeit zwei wichtige Infrastruktur-Projekte. Im jüngsten Gemeinderat wurden die Planungs- und Budgetfreigabe für beide Einrichtungen diskutiert und beschlossen.

Die Bücherei Telfs feierte vor kurzem ihr 25. Bestandsjubiläum und gehört heute zu den wichtigsten Kulturinstitutionen im Ort. Doch platzt die Einrichtung an ihrem derzeitigen Standort im Noaflhaus aus allen Nähten. Am Eduard-Wallnöfer-Platz wurde mit einem 450 m2 großen Geschäftslokal ein idealer neuer Standort gefunden. Den Ankauf dieser Fläche von der Raika (Kostenpunkt: 330.000,- Euro) finanziert die Gemeinde aus Eigenmitteln. Doch muss das Lokal umfassend adaptiert werden und das sei nicht billig, wie Bgm. Christian Härting einräumt: „Wir haben – auch angesichts der Größe unserer Gemeinde – ein zeitgemäßes Projekt am Start. Wir investieren in eine Bildungs- und Kultureinrichtung und wertschätzen die hoch engagierte Aufbauarbeit von mehr als 30 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen. Zugegeben, dieser Umbau kostet, vor allem auch aufgrund der aktuellen Hochkonjunktur am Bau. Ich denke jedoch, das Geld ist sehr gut angelegt.“

Summe mit Sicherheitsfaktor

Konkret präsentierte der Gemeindechef seinem obersten Gremium am vergangenen Donnerstag eine detaillierte Kostenaufstellung des Architekten Walter Härting, der die Nettobaukosten auf gesamt 750.000,- Euro schätzt. Darin eingerechnet sei allerdings ein Sicherheitsfaktor von 10%. Ebenso beinhalte die Schätzung selbstverständlich nicht nur die sichtbare Einrichtung, sondern auch Verglasung, Heizung, Lüftung, Sanitärtechnik, Lagerräume im Keller, etc. „Mit dieser Summe habe ich auch nicht gerechnet. Es ist jedoch alles transparent bis ins letzte Detail mit Richtpreisangeboten aufgelistet. Ich bin zuversichtlich, dass wir letztlich unter 700.000,- Euro abschließen. Wir können übrigens netto bauen, weil wir in diesem Fall aufgrund der Einnahmen aus dem Verleih ein Betrieb gewerblicher Art sind.“

Diskussionspunkt Kosten

In der anschließenden Diskussion äußerten sich die Mandatare zwar durchgängig sehr positiv zur ehrenamtlichen Arbeit des Büchereiteams sowie zur Wichtigkeit einer zeitgemäßen Bücherei, übten jedoch auch teils harsche Kritik an den Kosten. GV Michael Ebenbichler (FPÖ): „Das ist ganz, ganz viel Steuergeld. Zu viel, um dem zuzustimmen. Auch Herbert Klieber (BLT) schüttelte den Kopf: „Für mich ist das weit übers Ziel geschossen.“ GV Angelika Mader (ÖVP): „Bei dieser Summe und den darin enthaltenen Planungskosten haut es mich vom Stuhl.“ Bauamtsleiter DI Andreas Kluibenschedl relativierten, dass die Kosten für den Architekten in Höhe von 46.000,- Euro bei einer solchen Ausschreibung mit Variantenstudien durchaus im üblichen Rahmen seien. GR Gert Windisch (Grüne): „Wir haben bei der Summe auch geschluckt, doch ist der Mehrwert dieser Einrichtung für die Gesellschaft, für die Bildung und die Ortskernbelebung groß.“ GV Alexander Schatz (WFT) schließt sich der Argumentation an: „Ein Haufen Geld, aber sinnvoll investiert an einem strategisch wichtigen Platz.“ Fraktionskollegin Vize-Bgm. Dr. Cornelia Hagele zeigte sich froh, dass im Unterschied zu vorangegangenen Projekten bei der Bücherei die Kostenwahrheit im Vorfeld gegeben sei: „Lieber weiß ich jetzt einen Höchstpreis und kann in Gemeindevorstand und Gemeinderat bei den folgenden Vergaben an der Kostenschraube nach unten drehen.“ GR Norbert Tanzer (PZT) wollte sich dem Projekt zwar nicht entgegenstellen, äußerte aber seine Zweifel an den hohen Umbaukosten. GR Sepp Köll (Telfs neu): „Die Zahlen haben mich geflasht, waren aber letztlich schlüssig für mich.“ GR Vinzenz Derflinger (ÖVP) forderte eine scharfe Bauleitung.

Fertigstellung bis Sommer 2020

Die Planungsvergabe und Freigabe für das Budget 2020 wurde letztlich mit drei Gegenstimmen (GR Ebenbichler, GR Gasser, GR Klieber) beschlossen. Auf Basis dieser Kostenschätzung erfolgt nun die Ausschreibung. Bis Sommer 2020 ist mit einer Fertigstellung zu rechnen.

Bekenntnis zum Bürgerservice

Ganz ähnliche Argumente pro und contra waren beim folgenden Tagesordnungspunkt zur Einrichtung eines neuen Bürgerservice-Büros in der Obermarktstraße 1 (ehemalige Triumph-Filiale) zu hören. Bgm. Härting stellte das Projekt kurz vor und nannte auch hier konkrete Summen: „Ich darf für die vorgesehenen 120 m2 ein gelungenes Raumkonzept des Architektenteam Daniel Hafele/Robert Pirschl präsentieren, das auf Basis zahlreicher Vorgespräche, Variantenstudien und Exkursionen zu vergleichbaren Einrichtungen in anderen Gemeinden erstellt wurde. Wir sprechen hier von Adaptierungs- und Einrichtungskosten in Höhe von 270.000,- Euro netto, wobei wir in dem Fall die Brutto-Errichtungskosten budgetieren müssen.“ Die Wichtigkeit eines zeitgemäßen Bürgerservice stand durchwegs außer Frage. GR Wolfgang Gasser (FPÖ) hinterfragte jedoch die Planungskosten in Höhe von 35.000,- Euro, die ihm im Vergleich zur Bücherei sehr hoch erschienen. Bauamtsleiter Andreas Kluibenschedl kam abermals zu Wort: „Der Planungsaufwand ist für jedes Projekt, unabhängig von seiner Größe, fast der Gleiche. Auch ist eine so detaillierte Kostenschätzung auf Basis von Richtpreisangeboten sonst nicht üblich.“ Norbert Tanzer (PZT): „Das darf die Hälfte kosten, sonst machen wir uns lächerlich. Zumal in einem Mietlokal.“

Wohlfühlatmosphäre für BürgerInnen

Bgm. Härting hielt dagegen, dass der Mietvertrag auf 10 Jahre ausgelegt sei. Und: „Wir haben deshalb Architekten beauftragt, weil wir eine nachhaltige Wohlfühlatmosphäre für unsere BürgerInnen schaffen wollen, kein Provisorium. Wir werden auch hier pro Gewerk entscheiden, was wir uns leisten können und wollen. Es geht hier wiederum nur um einen realistischen Budgetrahmen.“ Die Abstimmung ging mit zwei Gegenstimmen (GR Klieber, GR Tanzer) sowie einer Enthaltung (GV Mader) für die Budgetfreigabe über die Bühne. Mit einer Eröffnung ist rund um Ostern 2020 zu rechnen.

Im Bild oben: Eine Visualisierung des Umbaus für die neue Bücherei & Spielothek am Eduard-Wallnöfer-Platz.

Bilder unten: Grundriss des neuen Bürgerservice und Ansicht der neuen Bücherei