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Abschied von Ehrenbürger Prof. Sepp Schwarz

30.12.2013 14:07
Am Montagnachmittag fand in der bis auf den letzten Platz besetzten Telfer Pfarrkirche Peter und Paul der Sterbegottesdienst für den im 97. Lebensjahr verstorbenen Prof. Sepp Schwarz statt. Anschließend wurde der Telfer Ehrenbürger mit einer schlichten Zeremonie verabschiedet. Kurz zuvor hatten sich Gemeinderäte, Ehrenzeichenträger und Ehrenbürger von Telfs zu einer Trauersitzung getroffen.
Dem Wunsch des Verstorbenen entsprechend wurde bei der Verabschiedung auf dem Friedhof auf Grabreden verzichtet. Bei der Trauersitzung der Gemeinderäte, Ehrenzeichenträger und Ehrenbürger von Telfs, die unmittelbar vor dem Sterbegottesdienst im Rathaus stattfand, würdigte Bürgermeister Christian Härting den Ehrenbürger mit folgenden Worten:

"Werte Ehrenbürger, Träger hoher und höchster Auszeichnungen unserer Gemeinde, hoher Gemeinderat, meine Damen und Herren!
Wir trauern um unseren Ehrenbürger Prof. Sepp Schwarz, der am 25. Dezember 2013 im Alter von 96 Jahren verstorben ist.
Sepp Schwarz wurde am 17. Februar 1917 als Sohn einer Lehrerfamilie in Brandenberg geboren. Nach der Pflichtschule besuchte er das Gymnasium in Salzburg und die Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck.
Während des Krieges war er Volksschullehrer in Bschlabs im Außerfern. Im Jahr 1945 kam Sepp Schwarz als Lehrer nach Telfs und unterrichtete an der Hauptschule, deren Direktor er später wurde. Telfs wurde ihm, seiner Gattin Maria und den fünf Kindern des Ehepaares zur Heimat.
Sepp Schwarz war schon früh intensiv künstlerisch tätig. Er begann mit der Bildhauerei, machte sich dann aber vor allem als Grafiker und Holzschneider einen Namen. Beeindruckend ist hier nicht nur sein Können, sondern auch die Bandbreite seiner Themen, die von Motiven seiner Tiroler Heimat über Gestalten der Literatur und Weltgeschichte bis zur antiken Mythologie reicht.
Sepp Schwarz stellte in zahlreichen europäischen Städten aus. Seine Werke finden sich in den bedeutendsten Sammlungen. Albertina-Direktor Walter Koschatzky bezeichnete ihn als den "größten Holzschneider Europas".
Der Künstler war mehrfach Preisträger von Grafikwettbewerben. 1982 wurde ihm der Berufstitel „Professor“ verliehen. 1997, zum 80. Geburtstag, ernannte ihn die Marktgemeinde Telfs zum Ehrenbürger. Seine Kunstwerke waren und sind in Telfs vielfach zu sehen. 2013 wurde in der Telfer Villa Schindler auf Initiative von Annemarie Fisch-Schindler ein Sepp-Schwarz-Museum mit ausgewählten Werken des Meisters eingerichtet.
Sepp Schwarz gehört zu den Großen der heimischen Kunstszene und hat seinen Platz in der österreichischen Kunstgeschichte. Trotzdem zog es ihn nicht in die großen Metropolen. Zeitlebens hielt er seiner Heimatgemeinde Telfs die Treue.
Das sagt viel über das Wesen von Sepp Schwarz aus. Er war als Mensch und Künstler weltoffen und kosmopolitisch – und dennoch heimatverbunden und bodenständig.
Aufsehen um seine Person und große Auftritte waren nie seine Sache. Er hielt sich stets – wie viele wirklich großen Künstler – bescheiden und gelassen im Hintergrund.
Dieser Haltung blieb er bis zuletzt treu: Er hat gebeten und schriftlich verfügt, dass seine Beisetzung im kleinen Rahmen, ohne große Zeremonien und ohne Musikkapelle und Grabreden stattfinden soll.
Wie bereits erwähnt, spielten Telfs und die Telfer eine große Rolle im Werk von Prof. Schwarz. Einen besonderen Platz nahm dabei das Schleicherlaufen ein, die Telfer Fasnacht. Der Verstorbene war jahrzehntelang ein großer Freund und Förderer der Fasnacht. Er hat dem Schleicherlaufen in seinen Bildern und Holzschnitten ein großartiges Denkmal gesetzt. Alle Fasnachtsplakate seit 1955 gehen auf seine Entwürfe zurück. Auch dafür sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet.
Dass auch das Fasnachtsplakat 2015 ein Motiv vom Sepp Schwarz schmücken wird, betrachten wir als Verneigung vor dem großen Künstler.
Nicht zuletzt soll auch noch an die Verdienste des Schulmannes Sepp Schwarz erinnert werden. Fast vier Jahrzehnte lang war er als Lehrer und Hauptschuldirektor in Telfs tätig. Ehemalige Schüler sprechen mit größter Hochachtung von ihm.
Besonders hervorzuheben ist hier, dass er als Kunsterzieher immer wieder Talente erkannte und nach Kräften förderte. Zahlreiche Schüler verdanken ihm, dass er ihnen den Weg gewiesen hat, die eigene Kreativität zu entfalten. Der berühmteste unter ihnen ist der 2012 verstorbene international anerkannte Walter Pichler.
Auch drei seiner Kinder sind bzw. waren – nicht zuletzt Dank der hochkarätigen Förderung im Elternhaus – erfolgreich künstlerisch tätig.
Ich hatte die Ehre, Sepp Schwarz in den vergangenen Jahren mehrmals besuchen zu dürfen. Dabei bin ich immer einem humorvollen, freundlichen und ausgeglichenen Menschen begegnet, bei dem man das Gefühl hatte, dass er zufrieden und gelassen auf sein langes Leben zurückblickt.
Besonders eindrucksvoll war für mich, dass er bis zuletzt künstlerisch aktiv war, obwohl ihn die Sehkraft fast völlig verlassen hatte. Eines seiner letzten Werke ist eine kleine Skulptur, die er hauptsächlich mit seinem Tastsinn schuf.
Wir verlieren mit Prof. Sepp Schwarz einen großen Künstler und großen Telfer, auf den Telfs heute und in aller Zukunft stolz sein kann.
Er hat viel zum Wohl und zum Ansehen unserer Gemeinde beigetragen.
Der Herrgott gebe ihm die ewige Ruhe. Wir danken unserem Ehrenzeichenträger und werden sein Andenken bewahren.
Ich bitte Sie, sich zu erheben und des Verstorbenen zu gedenken."

Foto: Wie er es sich gewünscht hatte, wurde Prof. Sepp Schwarz auf dem Pfarrfriedhof im Rahmen einer schlichten Zeremonie ohne Grabreden verabschiedet. (Foto: Dietrich)