RUTH 2025 ging an die „Unersetzlichen“

17.08.2025 14:59

Preisverleihung

Volksschauspiel-Preis für die „Unersetzlichen“. V. l. Vorjahrespreisträgerin Silvia Wechselberger, die ersten beiden Unersetzlichen Frieda Fink und Hannes Spiess und Gregor Bloéb, der künstlerische Leiter der TVS. ©Benedikt Grawe

16.800 BesucherInnen in sechs Wochen und 100 Prozent Auslastung – das ist die Bilanz der gestern Abend mit der letzten Vorstellung von „Romeo & Julia“ und der RUTH-Verleihung zu Ende gegangenen Saison der Tiroler Volksschauspiele. Mit derdiesjährigen RUTH würdigen die Tiroler Volksschauspiele die „Unersetzlichen“, also jene unermüdlich hinter und außerhalb der Bühne arbeitenden Menschen, die für das Publikum zumeist unsichtbar sind. Die Bronzestatuette ging stellvertretend für alle diese fleißigen HelferInnen an Langzeit-Garderobiere Frieda Fink und den allzeit freundlichen Mann am Einlass Hannes Spiess. Die Auszeichnungwird nun im Monatsrhythmus an die weiteren Unersetzlichen übergeben.

 "Überwältigt, überglücklich"

„Wir sind überwältigt, überglücklich und ja, auch ein kleines bisschen müde“, meinte ein strahlender Gregor Bloéb gestern Abend nach der letzten Vorstellung der „Greatest Show on Earth“. Nahezu10.000 Menschen haben den Shakespeare-Klassiker „Romeo & Julia“ in den letzten zweieinhalb Wochen in der Telfer Kuppelarena gesehen. Gregor Bloébs einfallsreiche Zirkus-Inszenierung, die bereits mit einem spektakulären Prolog im Foyer ihren Anfang nahm, erwies sich als generationenübergreifenderPublikumserfolg. Anders als die vorangegangenen Produktionen wird „Romeo &Julia“ im kommenden Jahr nicht mehr aufgenommen. „Das war die Magie und der Zauber eines besonderen Sommers, das soll genauso in Erinnerung bleiben. Unsere Rising Stars haben sich mit ihrer Leidenschaft, ihrer Energie und ihrer Disziplin mehr als nur einen Stern in der Geschichte der Tiroler Volksschauspiele gesichert“,erklärte Bloéb. 

Urwüchsige Spielfreude

Als wahre Publikumsmagneten erwiesen sich auch die beiden anderen Produktionen des Festivalsommers. Thomas Gassners „Kurze Geschichte der Tiroler Menschheit in acht Bildern und einem Gral“, die er mit neun Dorfbühnen und über 50 DarstellerInnen aus ganz Tirol auf die Bühne brachte, lockte 1.600 BesucherInnen in den Großen Rathaussaal. Das Kooperationsprojekt mit dem Theater Verband Tirol hat sich in den vergangenen Jahren zu einer festen Größe im Festivalprogramm entwickelt. „Die zahllosen Bühnen und Theatergruppen unseres Landes sind mit ihrer urwüchsigen und ungebremsten Spielfreude das geistige Substrat der Tiroler Volksschauspiele, daher ist es uns wichtig, immer wieder an diese Wurzeln anzudocken“, betonte Bloéb.

Ritterschlag für die Volksschauspiele

Auch die Wiederaufnahme der letztjährigen starbesetzten Erfolgsproduktion, Heinrich von Kleists „Der zerbrochne Krug“, war binnen kürzester Zeit restlos ausverkauft. 5.800 ZuseherInnen hielten erneut den Atem an, wenn Tobias Moretti als Dorfrichter Adam mit LKW samt Bühnencontainer in den Eduard-Wallnöfer-Platz bretterte, um dort Gerichtstag zu halten. Anna Bergmanns hochgelobte Inszenierung begeisterte außerdem über 900 BesucherInnen am Salzburger Kapitelplatz – erstmals in ihrer Geschichte gastierten die Tiroler Volksschauspiele mit einer Produktion bei den Salzburger Festspielen. „Ein Ritterschlag für unser Festival, der uns alle mitgroßem Stolz erfüllt, denn dieser Erfolg wäre undenkbar ohne das weltbeste Team, das sich tagtäglich bis weit über alle Grenzen verausgabt“, so Bloéb.

Die Unsichtbaren hinter der Bühne

Daher gehe die RUTH 2025 auch bewusst „an die Unsichtbaren, die Unabkömmlichen, die Unentbehrlichen, die Unermüdlichen - mit einem Wort: an die Unersetzlichen, ohne die gar nichts geht. Menschen, die seit Jahrzehnten unablässig und häufig auch ehrenamtlich bei den Volksschauspielen hackeln, damit der Vorhang überhaupt hochgehen kann." Die vom Pfaffenhofener Künstler Xaver Valentin kreierte Bronzestatuette, die die Mitbegründerin und langjährige Obfrau der Tiroler Volksschauspiel Ruth Drexel zeigt, ist heuer erstmals ein Wanderpokal, der nach einem Monat von derjeweils aktuellen Preisträgerin an einen weiteren Unersetzlichen weitergegeben werden soll – stets in Verbindung mit einem persönlichen Besuch, bei Kaffee und Kuchen. Die beiden ersten Unersetzlichen, die gestern Abend die RUTH 2025 aus den Händen der letztjährigen Preisträgerin Silvia Wechselberger entgegennehmen durften, sind die jahrzehntelang tätige Garderobiere Frieda Fink und der unermüdlich und allzeit freundliche Mann am Einlass Hannes Spiess. Laudator Gregor Bloéb hatte zuvor viele andere Unersetzliche namentlich erwähnt – etwa GWT-Bereichsleiter Bernhard„Benny“ Schreter, die Schneiderin und Ankleiderin Lissi Mayer-Sterzinger, dielangjährige Abendspielleiterin Maria Wassermann oder den begnadeten „Lichtmenschen“ Stefan Mariani. Frieda Fink und Johannes Spiess, die den Preis stellvertretendund vor allen weiteren erhielten, waren sichtlich gerührt.